TA-SWISS-Studie: Wertvoller Startschuss zu einer breiten und umsetzungsorientierten Diskussion über die Eckwerte Neuer Digitaler Franken

  • Beitrags-Kategorie:News
 

Swiss Stablecoin (SSC) dankt der Projektgruppe von TA-SWISS unter der Leitung von Prof. Dr. Corinne Zellweger-Gutknecht für die Veröffentlichung einer umfassenden Studie zu „Neuen Digitalen Franken“. Diese liefert einerseits eine umfassende Grundlage, auf Basis derer eine breite Diskussion angestossen werden kann. Andererseits zeigt sie deutlich die Chancen dieser Infrastruktur-Weiterentwicklung auf, für die es nun in breiter Zusammenarbeit die relevanten Eckpfeiler und ein koordiniertes Umsetzungskonzept zu erarbeiten gilt. Swiss Stablecoin war mit Gründerin Pascale Bruderer in der Begleitgruppe dieses TA-SWISS-Projekts vertreten und mitengagiert und freut sich, weiterhin mit voller Überzeugung zur konkreten Ausgestaltung beizutragen.

Das SSC Team verfolgt bereits seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2022 das Ziel, zur Etablierung Neuer Digitaler Franken in der Schweiz beizutragen. Die Aktivitäten wurden im umsichtigen Dialog mit allen relevanten Behörden vorangetrieben und auf die drei Pfeiler Infrastruktur, Innovation sowie Information gestützt. Der letztgenannte Pfeiler wird durch den heute veröffentlichten Bericht der TA-SWISS enorm gestärkt. Dies zusammengefasst nicht nur, aber insbesondere durch folgende drei Verdienste:  

1. Einordnung und Abgrenzung

Wenn es um digitales Geld geht, besteht aktuell noch viel Informations- und Aufklärungsbedarf. Die Studie ordnet das Thema Neuer Digitaler Franken ein, liefert dazu eine umfassende Einführung und schafft insbesondere auch eine klare Abgrenzung von Kryptowährungen, die nicht wertstabil mit Schweizer Franken hinterlegt sind. Die Studie fokussiert damit auf jene Geldformen, welche einer kontrollierten Weiterentwicklung im regulierten Bereich und damit einer Ergänzung der bestehenden Zahlungsinfrastruktur entsprechen. Sie macht auch deutlich, dass Neue Digitale Franken das bewährte Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen.

„Im Fokus stehen vier digitale Geldformen in Schweizerfranken für das Publikum, die teils bereits zugänglich sind oder in näherer Zukunft zugänglich gemacht werden könnten:
• Stablecoins: Sie werden von privaten Akteuren auf einer Blockchain oder einer vergleichbaren Technologie ausgegeben und im Wert durch spezifische Mechanismen stabilisiert. Die Studie wird sich dabei auf Stablecoins von regulierten Herausgebern konzentrieren, die den Geldwert durch Deckung mit traditionellen Vermögenswerten stabilisieren.
• Einlagentokens (tokenisierte Bankeinlagen): Diese würden von Geschäftsbanken ausgegeben, indem sie die Bankeinlagen ihrer Kunden auf einer Blockchain oder mit vergleichbarer Technologie registrieren (tokenisieren, Ziff. 1.2.2) und den Gegenwert dem traditionellen Kundenkonto belasten.
• Digitales Zentralbankgeld (retail Central Bank Digital Currency, rCBDC): Es würde durch die Schweizerischen Nationalbank (SNB; im Folgenden «Nationalbank») ausgegeben. Die Studie wird sich dabei auf eine Architektur konzentrieren, in der rCBDC (wie das Bargeld) über Finanzintermediäre in Verkehr gebracht würde.
• Synthetische CBDCs (sCBDC): Sie würden von privaten Finanzintermediären ausgegeben und unter Mitwirkung der Nationalbank konkursfest mit Zentralbankgeld gedeckt (als eine Art staatlich gedeckte Stablecoins.)“ (S. 53 der Gesamtstudie)

„Die vier näher untersuchten Formen von Geld, fasst die Studie unter dem Oberbegriff der Neuen Digitalen Franken zusammen. Dieser Oberbegriff reflektiert, dass diese Gelder alle auf Schweizerfranken lauten (Franken), dass sie zwar elektronisch dargestellt werden (digital), sich aber dennoch fundamental von traditionellen (insofern alten) digitalen Geldern wie Bankeinlagen unterscheiden (und insofern – derzeit – neu sind). Der Unterschied ergibt sich aus der unterliegenden Technologie. Denn DLT ermöglicht eine neue Art der Digitalisierung von Geld und anderen Vermögenswerten: die Tokenisierung.“ (S. 20 der Gesamtstudie)

Angesichts der Sicherheit und des hohen Schutzes der Privatsphäre, die Bargeld gewährleistet, darf dieses durch Neue Digitale Franken nicht ersetzt werden. Vielmehr sollen diese das Bargeld ergänzen. (S. 20 der Kurzfassung)

Die SSC hat sich mit ihrem Umsetzungsmodell exakt im von der Studie vertieften Bereich positioniert: Der CHFD der SSC ist wertstabil mit Schweizer Franken hinterlegt und wird in Zusammenarbeit mit lizenzierten Finanzinstitutionen herausgegeben. Er kann der breiten Bevölkerung und Wirtschaft entweder als Stablecoin zugänglich gemacht oder – falls die Möglichkeit zur direkten Deckung durch die SNB eröffnet wird – als synthetische CBDC herausgegeben werden. Im steten Dialog mit allen relevanten Behörden und Akteuren wurde sichergestellt, dass die in der Studie genannten Risiken im Umsetzungsmodell adressiert sind. 

Nebst Einhaltung aller regulatorischen Vorgaben sind dabei für die SSC die Aspekte Energieeffizienz (Verzicht auf Proof of Work) sowie Schutz der Privatsphäre zentral. Letzteres ist auch deshalb essenziell, weil die Werte, die mit Bargeld verbunden und ermöglicht werden, nicht der digitalen Weiterentwicklung geopfert werden dürfen.  

2. Beleuchtung der Chancen für die Wirtschaft

Es gibt Gründe, warum digitale Währungen weltweit auf dem Vormarsch sind. Sie ermöglichen nicht nur neue Anwendungen, sondern lösen auch bestehende Probleme – so zum Beispiel die Gebührenlast bei Zahlungen, welche die Wirtschaft stark belasten. Es ist richtig und für die Wertschöpfung der Schweizer Wirtschaft wichtig, diesen Aspekt in den Vordergrund zu rücken. 

„Neue Digitale Franken können die Effizienz des Geldwesens verbessern, neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und die Kosten für Transaktionen deutlich senken.“ (S. 20 der Kurzfassung)

„Der Wirtschaft versprechen solche Neuen Digitalen Franken Einsparungen: Transaktionskosten könnten sinken, und Überweisungen liessen sich praktisch in Echtzeit abwickeln.“ (Medienmitteilung TA-SWISS)

„Sollten Neue Digitale Franken zu tieferen Kosten angeboten werden können, würden sich wohl auch die Gebühren der traditionellen Zahlungsanbieter zugunsten der Nutzenden angleichen.“ (S. 247 der Gesamtstudie)

Die CHFD-Plattform der SSC wird sowohl der Finanzindustrie als auch der Realwirtschaft direkt zugänglich gemacht, sie ermöglicht unmittelbare Transaktionen ohne Intermediation und Medienbrüche. Damit will die SSC dazu beitragen, die Gebührenlast bei Zahlungstransaktionen drastisch zu senken. 

Wie die TA-SWISS-Studie ausführlich erläutert, liegt genau in dieser Kosteneffizienz ein grosser Vorteil dezentraler Technologie. Damit dieser Mehrwert auch wirklich zum Tragen kommt, gilt es die Interessen der Realwirtschaft nicht nur technologisch, sondern auch in der Gesamtkonzeption von Beginn weg mitzuberücksichtigen. Die SSC empfiehlt der Politik dringend, die Chancen Neuer Digitaler Franken miteinzubeziehen in die aktuellen parlamentarischen Diskussionen rund um die Zahlungsgebühren.

3. Aufruf zur Entwicklung einer Gesamtkonzeption

Die Studie hebt den Infrastrukturcharakter des Vorhabens Neuer Digitaler Franken hervor. Damit wird auch klar, dass die weiteren Arbeiten der verschiedenen Akteure – wie SNB, Behörden, Banken und Stablecoin Anbieter – koordiniert und auf Basis festgelegter Eckwerte erfolgen sollten. Die Interoperabilität der Infrastruktur ist auch deshalb erforderlich, weil sich je nach Anwendung unterschiedliche Formen Digitaler Franken eignen. Diese werden nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern sich als verschiedene Elemente der künftigen Zahlungslandschaft ergänzen. 

„Neue Digitale Franken sollten sorgfältig konzipiert und umgesetzt werden. Ihre Ausgestaltung sollte die gegenseitige Kompatibilität sicherstellen, die Einheitlichkeit des Geldes (Singlenes of Money) gewährleisten und eine effizientere (schnellere und sicherere) Abwicklung bei niedrigeren Transaktionskosten ermöglichen. Sie sollten sowohl das Bedürfnis der Öffentlichkeit nach attraktiven Zahlungsmitteln als auch nach sicheren Wertspeichern befriedigen.“ (S.385 der Gesamtstudie)

Zu vermeiden ist auch die Monopolisierung von Geldfunktionen bei einzelnen Emittenten oder Geldern. So sollten etwa nicht nur Banken digitale Gelder mit unlimitierter Wertspeicherfunktion ausgeben können (S.385 der Gesamtstudie)

Die heute publizierte Studie sollte nicht nur als Startschuss genutzt werden für eine breite Diskussion, sondern auch für die Entwicklung einer umsetzungsorientierten Gesamtkonzeption. Die Schweiz hat alles Interesse und ein genügend starkes Fundament, um die digitale Weiterentwicklung der Zahlungslandschaft voranzutreiben und deren Mehrwert zu nutzen. Wichtiger Baustein dafür werden Neue Digitale Franken sein. Auch wenn diese in der Schweiz noch nicht breit zugänglich sind, wurden in den letzten Jahren doch vertiefte Forschungen betrieben und Pilote entwickelt – so auch von der SSC. Nun ist die Zeit reif, die entsprechenden Ergebnisse zusammenzutragen und einem Gesamtbild zuzuführen. Die SSC ist dazu bereit und lädt alle relevanten Akteure zur Koordination der Arbeiten in einem «Netzwerk Neue Digitale Franken» ein.

 

Zur Studie

Zur Kurzfassung